Nach der Feier, Achim Freyer, 1961

Monika Maurer-Morgenstern I Szenen auf Papier

16.02. – 13. April 2025
Achim Freyer Kunsthaus, Berlin 

Vernissage 16. Februar I 17:00 Uhr

Das Achim Freyer Kunsthaus freut sich die Einzelausstellung Szenen auf Papier von Monika Maurer-Morgenstern (* 1942) zu präsentieren. Gezeigt wird eine umfangreiche Auswahl an 47 Zeichnungen, Gouachen und Radierungen aus den Jahren 1969 bis 2022.

Ganz nah muss man Monika Maurer-Morgensterns Bildern kommen, dann erst taucht man ein in die fantastischen Welten, die sie reizvoll und zurückhaltend vor unseren Augen entfaltet. Und schon ist man hingerissen. Von der eigenen Neugierde, der Lust aufs Verrätselte, von den einnehmenden, so leichthändig daherkommenden Zeichen und Szenerien und von Monika Maurer-Morgensterns Leben, das in den Blättern überall verborgen scheint: »Ich male, weil ich nicht Theater spiele, und ich inszeniere in den Bildern die Dramen meiner ungeduldigen Seele.«

In aberwitzigen Bildkompositionen treffen skurrile Wesen und rätselhafte Figuren aufeinander. Realität und Logik scheinen außer Kraft gesetzt. Perspektive und Dimensionalität sind aufgelöst zugunsten von Fläche und Farbe. Das Material ist Papier, auf dem Maurer-Morgenstern einfühlsam mit Bleistiften, Buntstiften, Kreiden, Aquarell, Pigmentfarben und Eitempera komponiert. Leicht, zart und bisweilen transparent, hautnah und verletzlich. Alles geschieht gleichzeitig und am selben Ort. Es sind regelrechte ›Szenenbilder‹, die sich in ihrer Innenwelt formieren, über die Hände nach außen drängen und dort zu rätselhaft-herausfordernder Form und Existenz finden.

Oft erinnern sie an Kinderzeichnungen, die ursprünglich, ungebunden und unbeeinflusst sind. Mal scheinen sie widersinnig, mal geheimnisvoll und dann wieder verstörend – aber immer sind sie poetisch und gewitzt. Manche Protagonisten besitzen mehrere Köpfe, aus ihren Schultern wachsen übergroße Arme. Einzelne Körperteile erscheinen animalisch. Händen werden zu Krallen, Beine zu Hufen. Auch Mischwesen aus Mensch, Fisch oder Vogel lassen sich finden. Wo sie sich aufhalten, ist zumeist nicht eindeutig erkennbar. Doch immer wieder stellt Maurer-Morgenstern in ihren oftmals seriell angelegten Bildschöpfungen die Beziehungen der Protagonisten heraus: zueinander, zum Betrachter und zu sich selbst als Künstlerin.

Maurer-Morgensterns Hang zu absurder Fantasie und Verwandlung reicht tief: »Ich male und zeichne ausschließlich Menschen in einer Umgebung – figürlich, jedoch nicht realistisch, eher irreal.«. Häufig ist ihren Werken auch Schrift integriert, doch keine gewöhnliche. Nach wenigen lesbaren Worten kippt sie in Spiegelschrift. Maurer Morgenstern verlässt den Aussagemodus. Lesbarkeit wird zum Mysterium, Träume zu Wegweisern, Emotionen zum Quell von Lebendigkeit.

Der Anblick ihrer Zeichnungen beflügelt die Fantasie und lässt unsere Gedanken schweifen. Auf verschlungenen Pfaden visualisiert Monika Maurer-Morgenstern die Erinnerungen ihres gelebten Lebens. Sie sucht nach einer unmittelbaren Übersetzung ihrer inneren Bilder ins Äußere. Empfindungen, Träume, Hoffnungen, Wünsche formen ihre Körper. Stetig umkreist sie das Abenteuer der Selbstwerdung. Wie kann es gelingen, zu autonomen und zugleich beziehungsfähigen Wesen zu werden? Wie werden wir zu jenen, die wir eigentlich sein könnten? 

Monika Maurer-Morgenstern wurde 1942 in Leipzig geboren, lebt seit 2012 in Berlin. Ihre Werke wurden in New York, München, Köln, im Oberwallis und in Berlin ausgestellt. Sie ist vertreten in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen wie der Staatsgalerie Stuttgart und dem Kupferstichkabinett in Basel. Bereits als kleines Kind erhält sie eine intensive Förderung in künstlerischer Praxis im Hort der Henriette-Goldschmidt-Schule in Leipzig. Die Familie übersiedelt in den Westen, zuerst nach Stuttgart, dann nach Konstanz, wo Maurer-Morgenstern 1962 ihr Abitur ablegt. An der Pädagogischen Hochschule in Esslingen studiert sie Malerei und arbeitet abschließend bis 1968 als Lehrerin. Ab 1969 intensiviert sie ihre künstlerische Tätigkeit, was 1986 in ihrer ersten Einzelausstellungen im Münchener Stadtmuseum gipfelt. Wichtige Impulse erhält sie zwischen 1989 und 2006 im Rahmen der Internationalen Sommerakademie in Salzburg von Künstlerinnen wie Leiko Ikemura, Marie Marcks und Nancy Spero.

Ort: Achim Freyer Kunsthaus, Kadettenweg 53, 12205 Berlin
Öffnungszeiten: Di/Do/So 15:00 bis 18:00 Uhr