Resonanzen

…aus dem Gästebuch der Galerie, Anekdoten und Eindrücke, Berichte und Presseartikel…

Besuch von Placido Domingo

15.12.2013 – Fotos: Undine Leue

Dr. Harald G. Teßmer (Dtsch. Bundestag) über das Kunsthaus

“Beeindruckend, mit welcher Dichte die verschiedenen Werke nicht nur räumlich in ihrer schillernden Vielfalt wirken, sondern gerade durch die Komposition und die daraus hervorgehende Interaktion! Auf diese Weise wird mit ihnen Schöpfung ermöglicht; sie werden ins Gespräch gebracht. Wenn man durch die Räume geht, dann ist es als beträte man einen Salon, dessen unzählige Gäste in verschiedensten, wechselnden Konstellationen ein intensives Stimmengewirr erzeugen, in das man je nach Lust und Laune hineinhorchen kann. Die radikale Vielfalt, die Unterschiedlichkeit der Stilrichtungen, Ausdrucksformen und Intensitäten der wirkenden Bilder erzeugt in mir die Analogie zur radikalen Vielheit der Menschen eines politischen Gemeinwesens! Eine zivilisatorische Errungenschaft ist dasjenige politische Gemeinwesen, das die immer gegebene Vielheit der Menschen ins Produktive, Friedfertige wendet; dasjenige, das aus Differenz Gespräch macht und nicht Kampf. Steigerung und nicht Verringerung. In genau diesem Sinne kann man hier Bilder als Weltfragmente erleben, die erst in der Interaktion eine ganz spezifische Qualität ihrer Existenz entfalten können und nur so das Maximum über sich preisgeben, indem sie wahrhaft wirken!”

– Dr. Harald G. Teßmer, Deutscher Bundestag (2013)

Ein kurzer Bericht

von Undine Leue, November 2013

14.53 Uhr. Es klingelt an der Haustür. Drei Leute mit erwartungsvollen Augen treten durch die Tür, und dann noch zwei und weitere drei und dann reist der Strom nicht mehr ab.
Großes Staunen in der Galerie, was Herr Freyer malt? Achtzig großformatige Bilder in diesem Sommer? Fassungslosigkeit!
Ich führe die ersten achtzehn Personen in die Sammlung. Wir steigen durch das Treppenhaus auf, große Augen, offene Münder, Staunen. Ich beginne über das Haus zu erzählen, über den Hausherrn und über die Stiftung, die noch in den Kinderschuhen steckt und hilfreiche Freunde braucht.
Über die Sammlung muss ich nicht viel sagen, schnell füllt sich der kleine Theaterraum und sofort sind alle Plätze besetzt. Jetzt spricht Freyer von einem Bildschirm herunter, und seine “Videobotschaft” läßt vergessen, dass er nicht persönlich vor Ort ist. Ich bin so froh, dass die ersten Führungen die er machte, mitgeschnitten und konserviert wurden und nun dem interessierten Publikum zur Verfügung stehen.


Brauchst du Hilfe?- Laude die Tochter des Hauses kommt angesaust. Ihr Mittagsschlaf wurde von der Unruhe im Haus jäh unterbrochen, und nun blinzeln mich zwei muntere Augen an. Ja, schau mal beim Uwe am Empfang, ob er Hilfe braucht und am Weinausschank und ob die Besucher der Galerie Fragen haben.
Dirk Pilz von der Berliner Zeitung hat ganze Arbeit geleistet. Weitere kunstbegeisterte Menschen strömen die Treppe hoch. Wir haben den Artikel in der Berliner Zeitung gelesen. Freyer hat sich für den Redakteur viel Zeit genommen, nun wissen alle Bescheid und sind doch von der Realität überrascht. Weiter Gäste begleite ich gleich in die zweite Etage….die erste ist bereits überfüllt. Amanda und Julia Freyer beantworten Fragen, große Freude bei Interessierten, ach was, sie sind die Töchter…und sie malen auch? Ja, sagt Amanda stolz, wir sind hier ein richtiges Familienunternehmen. “Und sie sind auch eine Tochter?” Nein sage ich, aber manchmal fühle ich mich so. Freundliches nicken, toll!
Sehr viele sehe ich auf- und niedersteigen – es ist zwecklos, wir kommen wieder, wir können das hier heute nicht alles erfassen. Wie auch, hier hängt ein ganzes Leben, sechzig Jahre Sammelleidenschaft immer im Dienste der Kunst.
Einige sitzen im Treppenhaus auf der Bank, ich kenne das bereits, ja es geht ihnen gut, sehr gut sogar nur die Augen müssen kurz ausruhen.
Klaus Ferentschik steht vor einem Bild und schreibt eifrig. Friedrich Schröder Sonnenstern. Vor zwei Tagen hat er sein neues Buch von dem wunderbaren Maler im Berliner Bücherbogen vorgestellt. Seine Augen leuchten und ruhen auf der Zeichnung. Fantastisch, eine tolle für ihn noch unbekannte Arbeit.
Zwei Damen halten mich am Arm fest. Bitte zeigen sie uns doch die Werke von Achim Freyer. Wo hängen die Bilder denn hier in der Sammlung?
Sie werden hier kein einziges finden, wohl aber Arbeiten von Julia Freyer, der Tochter und Ilona Freyer, der viel zu früh verstorbene ersten Ehefrau, einer großen Künstlerin. Wieder erwartungsvolle Blicke- und die Bilder von Herrn Freyer?
Also gut, es bildet sich eine kleine Gruppe und wir steigen in den Keller. Ein Blick auf die Bilder in den Magazinen läßt die Frauen verstummen. Dann die Frage, wo kann man sie sehen? Ich führe die Gruppe in die Galerie. Visitenkarten werden ausgetauscht, gelbe Punkte an reservierte Werke geklebt, Termine ausgemacht.
Einige Stunden mit dem Maler werden nötig sein um Gespräche zu führen und seine Kunst, die unendlich erscheint, zu sehen und zu erwerben. Die Vorfreude darauf ist jetzt schon riesig. Wir kommen aus Kiel. Eine junge Frau steht mir gegenüber. Zweimal im Jahr machen wir so ein Kunstwochenende in Berlin. Wir wollten eigentlich zu Meret Oppenheim, dann las ich den Artikel über dieses Kunsthaus in der Berliner Zeitung. Es war so ein Bauchgefühl, das mir sagte: Fahr dort hin. Meine Erwartung wurde hier total übertroffen.
Sie und ihr Mann sind Kunstlehrer, haben schon viel gesehen aber das hier, toppt alles, dieses Familiäre, es strahlt so viel Ruhe und Gemütlichkeit aus, nichts ist hier bemüht, alles scheint so natürlich gewachsen, man fühlt sich in dem Haus sofort wohl. Und dann fragt sie mich, ob es schon einen Freundeskreis gibt. Ein solches Projekt braucht doch sicher Förderer und Unterstützer. Als ich ihr sage, dass wir das gerade vorbereiten, bittet sie mich, dem Herrn Professor Freyer auszurichten, dass sie die erste “Freundin” der Stiftung werden möchte.

In unserem Büro sitzt ein Fotograf und telefoniert bereits mit seinem Verleger: Das musst du dir hier anschauen, das gibts doch gar nicht, du wirst es nicht glauben. Er arbeitet für einen großen Kunstverlag und sagt, dass über einen Bildband, der das Kunsthaus beschreibt, bereits nachgedacht wird.
Im Hintergrund läuft der Kopierer auf Hochtouren. Die Flyer mit dem Rahmenprogramm für die nächsten Wochenenden werden nachproduziert. Sie waren sofort vergriffen und keiner soll ohne Informationen nach Hause gehen.
Sie werden wiederkommen, die Familie, gute Freunde und Kunstbesessene mitbringen. Die Liste mit den Anmeldungen und Platzreservierungen für die nächsten Veranstaltungen füllt sich, und ein Mauerstein wird mir über den Verkaufstresen geschoben – den hätte ich gerne auch noch mitgenommen. Hier ist eine Spende, das hier muss doch unterstützt werden!
Warum hat mir die Natur nur zwei Hände gegeben. Ich werde Freyer bitten, ob er mir noch zwei Hände anfertigt, wie bei der Brünhilde im Ring von LA, er ist Maler, er kann das.

Als sich ein dicker runder Vollmond durch die Wolken eines milchig nebligen Novemberhimmels schiebt, verlassen die letzten Gäste das Haus. Sie kamen mit großen Erwartungen. Als wir sie verabschieden, strahlen diese Menschen, ihre Augen leuchten, sie sind beseelt. Ein so tolles Gefühl, dass sich überträgt, die vielen Mühen der Vorbereitung vergessen läßt und man weiß, man ist auf dem richtigen Weg.
Achim Freyer sagt: “Die Stufen sind schon sehr hoch, aber wir sind noch nicht abgestürzt”.

Undine Leue

Friedrich DieckmannDr. Friedrich Dieckmann über das Kunsthaus

“…So ist ein ganz persönliches, einzigartiges KUNSTHAUS entstanden, das sich dadurch auszeichnet, das die dichtgedrängte Hängung keinen Unterschied macht zwischen namhaften, berühmten und unbekannten oder anonymen Künstlern-ein Kaleidoskop bedachter, auch verwirrender Vielfalt, die einen Querschnitt durch das esthetische Bewusstsein des 20. Jh. und darüber hinaus präsentiert. Diese Stiftung ist im Begriff eine Kunstherberge eigenster Art für Gegenwart und Zukunft zu werden…” (2013)
Foto: privat

Mauerfall – tanzende Sterne

Lichterfelde, 26. Januar 2014
Schneeflocken – tanzende Sterne
Kadettenweg 53
Peer Gynt
Kleine Masken
Ein Hund
Schlau wie ein Fuchs
Schnell wie ein Jaguar
Die Zähne – messerscharf
Wer war sein Gegner?
Der Hund sieht sich fragend um.
Sein Gegner zeigt sich nicht.
Ein hölzerner Hai an der Decke
Dresden – gestreift
Weiße Wellen
Italien
Mauerfall
Der Stacheldraht fällt nicht
Ein Requiem für kein Requiem
Hello L. A.
Twilight – not blue, not red
Goodbye L. A.
Twilight – not blue, not red
Lenin
Tanzende Sterne
Ein tanzender Stern auf Lenins Kopf
Wo ist das blaue Bild?
Es muss doch irgendwo sein!
So ein Bild kommt doch nicht einfach weg?
Wo ist denn das blaue Bild hin?
Na bitte, da ist es ja
Treppe rauf
Loggia mit Eisblumen
WC mit Wannenbad
Ein heißes Bad – ein paar Seiten Houellebecq
Wenn bloß das Schloss nicht klemmte
Das Schloss klemmt, kein Bad, Beeilung
Bilder
Bilder
Bilder
Neo Rauch noch gar nicht grell
Neo Rauch noch gar nicht grell
Das Kälbchen
Das Dünne
Mit den zwei Köpfen
Treppe runter
Eine junge Frau beim Ausgang
„Wie in Paris“, sagt sie.
„So schön versteckt“, sagt sie.
Sie mag die kleinen Masken.
„Ich würde eine Scheibe davor machen“, sagt sie.
Kadettenweg 53
Klirrende Kälte
Schneeflocken – tanzende Sterne
S-Bahn Lichterfelde West
Es ist 17 Uhr
Der Bahnhof verschlossen
Die Züge fahren noch
Ein nächstes Mal, wenn Sommer ist

Aus dem Gästebuch, von Gabriele Flüchter