Mauer Fall

Werke von Achim Freyer Ost-West Kunst in der Galerie des Kunsthauses der Achim-Freyer-Stiftung

3. November – 15. Dezember 2013

“Der Fall Mauer ist politisch kein einmaliges Phänomen, auch psychologisch ist das Errichten einer Mauer um das eigene Ich weit verbreitet.
Das DDR-Regime unterstellte; nicht der Ostblock sei von der Mauer umgeben, sondern der Rest der Welt. Diese krankhafte Unterstellung ist auch kein Einzelfall.”

– Achim Freyer –

Der Stifter und Maler Achim Freyer, der bis zur Flucht in den „freien“ Westen DDR-Bürger war, zeigt Malerei, Grafik und Objekte aus fünf Jahrzehnten und eine zwiespältige Auseinandersetzung mit dem Begriff Freiheit für Gesellschaft und Kunst in Ost wie West.
Die ständige SAMMLUNG des KUNSTHAUSES vertieft das Verständnis für das Mit-und Nebeneinander verschiedenster künstlerischer Welten unter einem Dach.

Ansichten der Ausstellung

Fotos: Ulrich Freyer

Texte

Rede von Achim Freyer zur Eröffnung der Ausstellung MAUER FALL am 3.11.2013

Liebe Gäste aus Nah und Fern,

willkommen im Kunsthaus,
Geschichte über, durch, vor und hinter Mauern über all zu ihnen, euch sprechen.
Gespalten, doppelköpfig, dreifach Spiegel und Schatten, wo ich, wo          du, wer denkt,        wo Ort, die Zeit,        vielleicht hier,         zu viel über, zu viel        und wieder         und dennoch!
Das Kind,        es wusste mehr als heute,        wußte wer Räuber        wer Gendarm, wußte den Kopf auf der Briefmarke;
kleine, ältere Mädchen, im Dämmerlicht, verängstigen erotisch, steif vor Schrecken in der Dunkelheit,        heim ins Reich,
der organisierten,        brutalisierten Erwachsenenwelt.        Widerstand, gegen: Pollacky, Husaky mit Eier gebacki, mit Mehl gerührt,
zum Scheisshaus geführt, wisst        ihr, was ihr da        sagt?
Fragen        gefährlich,        ja tödlich für den Frager,        aber        nötig.
Anderes sagen,        sprechen,         schreiben,         ganz leise,         gewaltig,         leise.
Wie viele Mauern         einreißen         durch,? durch!         und zurück, zu nackt, zu bloß, sich zu         zeigen, sich ausliefern?
Gesicht zeigen,         viele Gesichter,         Gesichte der Kopf         Kosmos aber mit dem Kopf         durch,         durch denken,
Im Kopf der Mund,         der Kopf,         gesichtslos, ohne Blick, der Mund         Frösche aufblasen,         in den Mund pissen,         zusammenschlagen,
auf den Mund         oder Maul, oder Fresse halten! Da war nichts,         Maulaffen-Helden.
Ich erlaube mir, ein kleines Werkeportrait von AF zu zeichnen. Zeichne das Zeichnen ist sein Feind, hört mit, endlich!
Enklave          schweigende Reihen, gesichtslos,          Massen,          vorübergehend, endlos,          Ich, Du, Wir, Sie.          Ordnung          die Störung,
Sekunden im Fließen          die          Zeit. Ein Halt,          eine Reise          auf der Stelle          in Stationen Mauersprung          mit Bildern als Gepäck
und wieder gezeigt          und wieder          und hier jetzt,          doch vieles, blieb.
Vernichten!          Bitte an          Frau Ilona, die versteht, die gleichberuflich wissend, die das nicht konnte, alle zerreissen          nein! ein- aber nicht durchgerissen,
nein nicht! Bücherverbrennung,          jetzt freiwillig?
Werke, erlitten, sich gefährdend, immer. Dann auch sie, mit Fluchthilfe, ihr Werk dabei nur weniges, und ein phänomenaler
Mensch, er ist sogar unter uns, als Radiochemiker im Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden, der meine erste
große Ausstellung verwirklichte, geheim natürlich mutiger als die Künstler in ihrer Gesicht Geschichte der Sichtbarmachung,
bewarb sich für die Entrümplung der Ilona und Achim Freyer Werke. Erfolgreich! und dann, im Prenzlauer Berg, vierter Stock
ohne Mittel, Platz nur noch für die Größe des eigenen Körpers. Eberhard Gäbler, so heißt er, von ’72 bis zum Mauerfall.
Nun das meiste hier,          viel,          sehr viel,          viel mehr, als hier zu sehen, aber Risse,          die nicht ernst machten, Risse im Herzen, der kapitalistische Realismus
im kommen er war, wahr, ist, bleibt, wahrhaftiger Schrecken,          Erschrecken, innere Flucht,          wirklich.
Wie seine alten Malerfreunde Willi Müller-Dresden, Walter Weiße-Feyburg, 90 jährig, er ist unter uns,
Roland und Marianne Richter-Leipzig, Carl Friedrich Claus-Leipzig, A.R. Penk-Dresden, Karl Heinz Schäfer-Berlin, er ist unter uns,
Herrmann Glöckner-Altenbourg Dresden, die neuen Freunde Neo Rauch-Leipzig, Günther Blendinger-Berlin er ist unter uns,
Johann Hauser-Gugging, Hartwig Ebersbach-Leipzig, er ist unter uns, Günther Brus-Graz, und viele Künstler aller Disziplinen zwischen Italien und der Welt….
Die Eröffnung seiner Sammlung          ist noch nicht,          was sie ist. Vorbesichtigung vor einem Jahr,          bleibt Vorbesichtigung nach einem Jahr.

Nach Dieter Schnebels Komposition,          “Gegen die Wand”          bricht er,          Freyer,          die Fessel, die rote Linie, in Augenhöhe,          zu Ostzeiten gezogen,
in den Trümmern der Mauer          trifft Freyer Schnebel, viele Mauerstücke, alle von West bemalt+signiert, Werkstücke, durch Stückwerk zu West          Kunststücken

viel Vergnügen

Happening Mauer Fall von Achim Freyer
Happening Mauer Fall von Achim Freyer

Happening “MAUER FALL”

Die Bruchstücke eines symbolisch fiktiven Mauerfalls sind von Achim Freyer einseitig von West bemalt, signiert und zur Förderung der Stiftung steuerbegünstigt als Kunststück erwerbbar.