Achim Freyer: Mauer Fall

Rahmenprogramm 9.11.2013

Lesung: Geschichte hinter Mauern

Dr. Eberhard Gäbler während der Ausstellungseröffnung 3.11.2013 in der Galerie des Kunsthauses Foto C. Reister
Friedrich Dieckmann

Eberhard Gäbler liest aus seinen Erinnerungen an die Bergung von Achims Freyers Werken nach dessen Weggang aus der DDR 1972.

Friedrich Dieckmann liest Gedichte, einen Prosatext und spricht über Grenzen im Licht deutscher Erfahrungen.

Geschichte hinter Mauern – das war die deutsche Geschichte nicht erst seit dem August 1961, sie war es seit dem Juni 1948, als zuerst im deutschen Westen (und im westlichen Berlin mit dramatischen Folgen) eine Währung eingeführt wurde, der der Osten die seine gegenüberstellte. Es dauerte dreizehn Jahre, bis sich die Währungsmauer in eine Betonmauer verwandelte; in Bonn machte man Politik, als sei die DDR gar kein Staat; man erging sich in Wiedervereinigungsphrasen und ließ dreizehn Jahre ungenutzt verstreichen. Achtundzwanzig Jahre, eine volle Generation, dauerte es, bis die Betonsperre aufging, am späten Abend des 9. November 1989 hinter dem Rücken der schlafenden Sowjetunion. Ein Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs hatte sich zum Erstaunen der Welt als überflüssig erwiesen.

Einleitende Worte von Achim Freyer

Nicht wir, ihr in West seid hinter der Mauer. Was ist die Mauer, die chinesische, die innere Mauer, Wotans Wallhall, Burgmauern, Schießscharten, Schießen, Mauern, Tot, Häufigstes Bauwerk, auch wenn es sich als Luxusvilla tarnt ist Mauer, vielleicht auch das Kleid, Rüstung, Panzer, Kettenhemd, Lederjacke.
      Ich weiss vom Leid, eingegrenzt oder ausgesetzt zu sein. Von Mauern verstehe ich nicht viel.

     Dr. Friedrich Dieckmann ist uns seit frühster DDR-Zeit eine der grössten Hoffnungen, durch seine mutigen, geistigen, unanfechtbaren Argumentationen in Veröffentlichungen, Wortmeldungen, Kritiken, geisteswissenschaftlichen Vortäge und Diskussionen, und er ist uns heute ein streitbarer humanistischer Denker.

     Dr. Eberhard Gäbler, zu DDR Zeiten Radiochemiker im Kernforschungszentrum Rossendorf, kunstbesessen. Für Kunst, die neue  Horizonte aufzeigt, befördert,
      organisierte sich gefährdende Ausstellungen, rettete selbstlos Kunstwerke- ein Mensch, der jenseits von Kommerz und Karriere dem Notwendigen folgend in Gefahr und Einschränkungen lebte.

Beide Herren sind mir große Vorbilder. Ihr Wissen, ihre Erfahrungen sollen den heutigen Nachmittag erhellen. Viel Vergnügen, gute Unterhaltung     AF

Lesung: Geschichte hinter Mauern

Fotos: Christian Reister, privat, Undine Leue